Die Herstellung einer Contouche

Schritt 5: Drapieren der Robe


Setze zuerst die beiden (oder, bei schmalerem Stoff, drei) Rückenteile zu einem zusammen und mach Dich gleich ans drapieren der Rückenfalten. Das geht übrigens besonders gut auf dem Boden, wenn man das Rückenfutter flach auflegt und die Falten daraufdrapiert. Auf der Puppe arbeitet die Schwerkraft immer dagegen. Das Futter dient dabei als Vorlage dafür, bis auf welche Breite man den Oberstoff zusammenfalten muß.

 

Und nun geht's ans Faltenlegen. Bei gestreiften Stoffen kann einen das auf die Palme bringen, weil der geringste Fehler gleich auffällt, aber es ist superwichtig, daß die Falten schön gerade fallen - sie machen schließlich den Reiz einer Contouche aus! Die Skizze unten zeigt, wie die Falten gelegt werden, wobei es aber nur darauf ankommt, daß es von außen so aussieht. Ob die innere Falte "e" vorhanden ist oder ob der innere Bruch von "d" bis an die allererste Kellerfalte heranreicht, hängt nur davon ab, wieviel Stoff zu unterbringen mußt. Schmalschultrige werden mehr und tiefere Falten legen müssen als breitschultrige. Ob Du "b" breit oder schmal machst, und wie weit "a" und "c" darunter hervorlugen, ist Geschmackssache und war es auch im 18. Jh. schon.

Skizze: Faltmethode

 

Die Bilder im Folgenden habe ich mit Pfuistoff gemacht und nur mit einer Hälfte des Stoffes. Das Weiße ist das Futter, die Innenseite des Oberstoffs ist blaßgelb.

Stecke das obere Ende der hinteren Mitte auf die Mitte des Futters, und dann entlang der HM senkrecht runter. Die Zugabe muß oben über das Futter hinausragen. Stecke die Markierung für die Ärmelnaht so, daß sie auf die Kante des Futters trifft. An die Zugabe wirst Du den Ärmel dransetzen, also muß die über das Futter hinausstehen, denn dieses haben wir ja ohne Zugabe am Armloch ausgeschnitten.

 

Zieh von jeder Seite her eine Falte auf die Mitte zu und steck sie so fest, daß die äußeren Faltenbrüche (in der Skizze oben "a") genau auf die Rückenmitte treffen. Faltentiefe ungefähr 3 Fingerbreit. Dann faltest Du erstmal nur auf einer Seite weiter.

Im Bild ist die Faltentiefe bestimmt eher handbreit. Auch kein Problem, sofern nur genug Stoffbreite zum wegpuzzeln da ist.

Falte #2: Der Bruch reicht irgendwas zwischen gut einem und drei Zentimetern bis an den ersten Faltenbruch (=HM) heran. Wenn Du mit den Watteaufalten die gesamte Rückenbreite ausfüllen möchtest, mach den Abstand eher groß. Bei Kleidern, deren Faltenpartie schmaler ist als der Rücken, ist dieser Abstand kleiner.

Falte #3 schaut nach außen. Der innere Faltenbruch wurde im Beispiel so tief unter Falte #2 geschoben wie es eben ging, und dort mit der blauen Nadel festgesteckt.

Allzu viel Stoff ist jetzt nicht mehr übrig. Vielleicht waren die bisherigen Falten doch etwas zu tief...

Der Rest des Stoffes kommt nun in Falte #4, die auch nach außen schaut. Der Abstand zwischen den beiden äußeren Faltenbrücken sollte der gleich sein wie zwischen #1 und #2, so daß die Falterei symmetrisch ist. Nicht zwischen der linken und rechten Rückenhälfte symmetrisch, wohlgemerkt, sondern innerhalb jeder Rückenhälfte.

Die Falten im Bild sind noch ein wenig schief, aber wenn die Schwerkraft am Stoff zerrt, ist das justieren nicht so einfach. Wie gesagt: Auf dem Boden ist besser.

Die Faltenpartie füllt hier offensichtlich nicht die ganze Rückenbreite aus. Dafür finde ich allerdings den Mittelteil, der in der Skizze oben "b" heißt, etwas zu breit geraten. Das sollte auch noch nachjustiert werden.

Wenn Dein Rückenteil jetzt so ausschaut wie hier, Du aber eigentlich Falten über die ganze Rückenbreite haben wolltest...

... dann solltest Du nochmal von vorn anfangen und diesmal die Falten weniger tief machen. Und die Abstände zwischen den äußeren Brüchen von #1 und #2 btw. #3 und #4 breiter. Waren die Faltentiefen diesmal nicht tief genug, mußt Du zwischen #4 und Armloch noch etwas Stoff loswerden. Der kommt dann einfach in eine verborgene Falte; in der Skizze oben ist das "e".

Der äußere Bruch von Falte #4 stößt dann an die künftige Ärmelnaht.

Ist alles zu Deiner Zufriedenheit gefaltet, legst Du die andere Rückenhälfte ebenso. Sofern Du nicht einen symmetrisch gemusterten Stoff hast, müssen beide Seiten nicht auf den Millimeter gleich sein. Zum Schluß werden die Falten ordentlich aufeinander festgeheftet (aber nicht am Futter!)

Lege nun den gefalteten Oberstoff am besten auf ein Bügelbrett. Lege die Falten von der Oberkante weg möglichst ordentlich und fadengerade bis zur Taille und stecke sie in gewissen Abständen mit Glaskopf- oder Stahlnadeln am Bügelbrettbezug fest, so daß sie nicht verrutschen. Bügle sie dann ordentlich ein, aber nur bis maximal Taillenhöhe.

Nun zum Vorderteil.

Ich zeige das wieder auf der Puppe, um Anpassungen an die Figur demonstrieren zu können, aber ich habe aber auch schon eine Robe komplett auf dem Fußboden drapiert. Die Figur-Anpassungen habe ich dann so gemacht, daß ich den Oberstoff möglichst glatt an das Futter angepaßt habe, weil weder Puppe noch Helfer zur Hand waren. Das Ergebnis ist zwar vielleicht nicht ideal, aber durchaus vorzeigbar.

Aus irgendeinem Grund habe ich beim Vorderteil die falsche Stoffseite nach außen genommen. Von jetzt an ist also die Innenseite gelb und die Außenseite blaßgelb.

Die Seitennaht des Oberstoffs wird auf die des Futters gesteckt und der Oberstoff dann ums Armloch herum und nach vorn hin glattgestrichen. In voller Größe sieht man auf dem Bild die Anzeichnung für die Vorderkante des Futters durch den Stoff schimmern. Da wird der Oberstoff ein paarmal festgenadelt und weiter bis zur Schulter rauf.

Das Armloch möchte in diesem Beispiel mal wieder einen kleinen Abnäher, um ganz glatt zu liegen, aber in diesem Stadium machen wir das doch mit links, oder?

Jetzt wird der Oberstoff entlang der Vorderkante des Futters zurückgefaltet. Was da weiß rausschaut, ist die Zugabe des Futters.

Dann wird wieder richtung Vorderkante zurückgefaltet, und zwar so weit, daß die Vorderkante des Oberstoffs auf seinen eigenen inneren Faltenbruch und damit auch auf die Vorderkante des Futters trifft.

Zunächst mal, denn eigentlich ist die Falte an der Schulter etwas breiter als der Rest, und dann ist da noch dieser blöder Knick weiter unten.

(Diese vordere Falte heißt in englischen Texten robings; ein deutsches Wort dafür ist mir noch nicht begegnet.)

Die Falte oben schmaler zu machen, ist einfach: Die Versäuberungszugabe der Vorderkante wird dort tiefer untergefaltet. So lange, bis die Falte entsprechend schmaler geworden ist.

Der blöde Knick ist schwieriger. Er hat damit zu tun, daß der Stoff an dieser Stelle nicht fadengerade gefaltet ist. Die Robings würden am liebsten nach unten hin immer schmaler werden, aber das dürfen sie nicht. Der Knick ist ihre Rache dafür. ;) Zum Teil läßt sich das beheben, daß man ie Robings ab Brusthöhe nochmal losmacht und dann zuerst den inneren Faltenbruch geradezieht, dann die Vorderkante. Alles kriegt man damit vielleicht immer noch nicht glatt - in solchen Fällen lege ich fest, wo ich den äußeren Faltenbruch haben will, und bügle ihn ein, bis er aufgibt.

An der Schulter ist jetzt zu viel Stoff, aber an der Seite zum Hals hin ist das gar nicht so viel zu viel. Hier sieht man auch schön, wieviel von der Versäuberungszugabe in der Falte verschwunden ist, als ich sie oben schmaler gemacht habe.

Das alles wird jetzt untergefaltet und mit leichter Schräge nach außen zu festgesteckt. Ist die Schräge am Vorder- und Rückenteil markiert, kann man sie noch einmal auffalten und das, was zuviel ist, wegschneiden, sonst wird es da drunter ziemlich voluminös.

Genau so, wie die Schulternaht hier gesteckt ist, wird sie auch auf dem Rückenteil festgenäht: Mit untergefalteter Zugabe auf das Rückenteil legen und mit möglichst unsichtbaren überwendlichen Sticken von außen annähen. Das kommt aber später.

Eines muß ich aber jetzt noch korrigieren: Oben auf der Schulter sitzt die Ärmelnaht zu weit außen. Hinten trifft sie auch nicht ordentlich auf das Rückenteil. Die violett gestrichelte ist die ursprüngliche Linie des Schnitts, die blaue Linie ist die neue, korrigierte Nahtlinie. Oben auf der Schulter darf die Ärmelnaht viel weiter innen sitzen, als wir das heute gewöhnt sind.

Es gibt noch eine andere Sache, die man besser machen könnte. Bei erhaltenen Roben sieht man nämlich oft, daß die Robings an der Schulter bis über die Ärmelnaht reichen, so daß selbige davon verdeckt wird. Das ist hier nicht der Fall, dafür sind meine Schultern zu breit. Bei Dir hat das vielleicht von ganz allein geklappt - Glückwusnch!

Wenn es bei Dir nicht geklappt hat und wenn dies Deine erste Robe ist: Vergiß es! Mach weiter! Ab einer gewissen Oberweite wird es zu anspruchsvoll, das richtig hinzudrapieren, denn die Robings werden dann noch widerspenstiger. Das ist was für den Bronze... nein, Silberkurs.

Jetzt die Robings sorgfältig an sich selbst feststecken, gegebenenfalls von der Puppe nehmen und heften. Dabei wird an der Vorderkante des Oberstoffs wird die Versäuberungskante nach innen gefaltet. Die Versäuberungskante des Futters wird später nach außen gefaltet, siehe Skizze.

Die Robings gehen von der Schulternaht bis zum Saum durch und können, je nach Geschmack, ab der Taille frei hängen oder sogar noch tiefer werden. Letzteres läßt die dreieckige Öffnung der Oberrocks, die für das Rokoko so typisch ist, noch weiter aufklaffen. Dafür muß man sie die ganze Vorderkante entlang zunähen, sonst nur bis zur Taille.

Bügeln, bügeln, bügeln.

Schließe nun die Seitennaht im Oberteil und im Rockteil. Da der Rockteil später noch Taschenschlitze bekommt, hefte die oberen ca. 25 cm des Rockteils nur aneinander und fang dann erst mit der richtigen Naht an. Bügle die Nähte platt.

Nun ist ein guter Zeitpunkt, die Seitenfalten im Rockteil zu legen, denn wenn der Oberstoff aufs Futter geheftet ist, kommt man an diese Stelle nicht mehr so gut ran. Da Seitenfalten oft für Verwirrung sorgen, obwohl sie ziemlich einfach sind, demonstriere ich die Vorgehensweise in Fotos. Die Fotos zeigen zwar die Rockfalten eines Manteau de Lit (daher der Keil in der Achsel), weil ich gerade ein solches in der Mache hatte, aber die Methode ist die gleiche.

 

Zuerst mal etwas Nomenklatur: Es gibt die Seitennaht im Oberteil (markiert) und die Seitennaht im Rockteil (ganz unten rechts, senkrecht verlaufend). Bei einer Robe wäre da der noch zugeheftete Taschenschlitz. Dazwischen verläuft waagerecht die Oberkante des Rockteils, die nun in Falten gelegt wird. Die Seitennaht im Oberteil reicht ein Stück weit über die Oberkante des Rockteils hinaus (ganz schwach sieht man im Bild die Stiche der hier bereits gekappten Kappnaht1), weil wir an der Oberkante Rock ja viel zugegeben haben, d.h. die Taille liegt tiefer als die Oberkante des Rockteils. Das untere Ende der Naht markiert die Taillenhöhe.

Zur Vorbereitung solltest Du die Seitennähte (in Oberteil und Rockteil) auseinanderbügeln und dabei geradeaus über das Ende der Seitennaht Oberteil hinaus bis in den Rockteil bügeln. Der erste, äußerste (in Foto der unterste, weil von der Innenseite her fotografiert) Faltenbruch sollte nämlich die Seitennaht gerade fortführen. Leg dann das Teil ausgebreitet so vor Dich hin, daß die Seitennaht senkrecht in der Mitte liegt.

Die Oberkante des Rockteils liegt ungefähr im rechten Winkel dazu. Sie klappt im Foto nach ein paar cm nach unten weg, weil ich die Seitennaht des Rockteils nach unten gezogen habe, damit man anhand des Karos nochmal schön sieht, daß der soeben eingebügelte äußerste äußerste Faltenbruch eine gerade Verlängerung der Seitennaht darstellt.

Jetzt ziehen wir die Seitnnaht Rockteil wieder hoch, so daß sie genau auf der Seitennaht Oberteil zu liegen kommt. Dort wird sie festgesteckt; die Nadel liegt senkrecht. Die Oberkante Rockteil liegt möglichst genau im rechten Winkel dazu. Wir haben jetzt quasi eine riesengroße Seitenfalte. Zu groß. Nun teilen wir sie auf mehrere kleine auf.

Nimm die oberste Lage auf der rechten Seite der Riesenfalte ein bißchen hoch und laß die untere Lage liegen. Ca. 5 cm rechts der Seitennaht knickst die die untere Lage um, so daß sie einen Faltenbruch bildet (parallel zur Seitennaht) und die Oberkante des Rockteils wieder nach links zurückläuft. Steck den neuen Faltenbruch fest. (die Nadeln immer sekrecht) Mach Deinen neuen Faltenbruch in Verlängerung der Seitennaht (Oberteil). Steck ihn fest. Falte den Stoff zurück nach rechts. Mach wieder einen Faltenbruch, der in etwa auf dem ersten liegt. Und wieder zurück...
Je nachdem, wie breit der Rockteil geschnitten ist, und wie tief Du die Falten legst, geht das so drei- bis viermal, bevor die Seitennaht des Rockteils wieder auf die Seitennaht des Oberteils zu liegen kommt. Wenn es sich mit drei oder vier Falten à 5 cm Breite nicht ausgeht, dann verändere die Maße ein wenig, d.h. mach alle Falten nur 4 cm breit oder die ersten 1-2 Falten 5 cm breit, die nachfolgenden nur vier... . Es müssen nicht alle Falten genau gleich breit sein: Von außen sieht man das alles nicht. Mach mindestens drei Falten und variiere die Faltentiefe so lange, bis es sich so ausgeht, daß keine Falte weniger als 3 cm tief ist.

Mach dann das gleiche auf der linken Seite. Auch hier gilt: Ob die Falten links und rechts genau gleich tief sind, danach kräht kein Hahn. Hauptsache, es sind gleich viele, die ungefähr gleich tief sind.
Schau noch mal nach, ob die Oberkanten der Falten genau im rechten Winkel zur Seitennaht liegen. Bei ungefütterten Kleidungsstücken wie dem Manteau de Lit sowie bei Roben der Zeit bis ca. 1740 (d.h. immer dann, wenn das Gewand in der Taille nicht eng anliegt) werden die Falten gleich so festgenäht. Bei späteren, taillierteren Roben werden die Falten erstmal nur geheftet und dann, wenn man die Seitennaht des Oberstoffs auf die Seitennaht des Futters genäht hat, durch Futter und Oberstoff festgenäht. Dadurch hängt das Gewicht des Rockteils nicht nur am Oberstoff. Laß auf der Außenseite die Stiche möglichst nur als kleine Pünktchen sichtbar werden.

Nun solltest du die oberen 20-25 cm der seitlichen Rocknaht wieder auftrennen und versäubern, denn das werden die Taschenschlitze sein. Die Taschen sind ein extra Kleidungsstück, unter dem Rock getragen, siehe hier und hier. Die Schlitze sind nötig, um in die Taschen greifen zu können. Warum die Schlitze nicht gleich offenlassen? Weil man dann die Falten nicht so gut legen kann.

Eine andere Art, die Rockfalten zu legen, habe ich im Victoria and Albert Museum gesehen (Bild links). Wenn Du die Methode oben verwirrend fandest, dann solltest Du diesen Absatz überspringen2, denn dies ist noch einen Tick komplizierter. Dabei faltet man wie gehabt nach außen, und zwar das vordere Rockteil, dann aber auf dem Rückweg 1-2 cm über die Seitennaht des Oberteils hinaus. Dann macht man mit dem hinteren Rockteil weiter: nach außen, dann bis genau zur Seitennaht. Dann wieder vorn: nach außen, dann zurück über die Seitennaht hinaus. Und so weiter im Wechsel zwischen vorn und hinten, bis wieder die Seitennaht des Rockteils auf die des Oberteils trifft. Dabei verzahnen sich die Falten des vorderen und hinteren Rockteils so, daß die den Taschenschlitz verdecken. Da man eher von hinten in die Tasche greift, dürfen die vorderen Falten weiter nach hinten überlappen als umgekehrt.

Setze den fertig gefalteten Oberstoff aufs Futter, so daß 1. die Oberkante der Rückenfalten auf die Oberkante des Futters trifft, 2. die Rückenmitte des Oberstoffs auf die des Futters, 3. die Vorderkanten von Futter und Oberstoff aufeinandertreffen (wobei das Futter ein paar Millimeter hinter der Vorderkante des Oberstoffs sitzen sollte, damit es nicht hervorblitzt) und 4. die Taille des Vorderteils auf der gleichen Höhe sitzt wie das untere Ende der Seitennaht im Futter. Hefte entlang des Halsausschnitts im Rücken und entlang der Vorderkanten.

Jetzt ist es Zeit für die Schluß-Anprobe, bei der sichergestellt wird, daß alles glatt anliegt. Dazu brauchst du einen Helfer. (Eine Schneiderpuppe ist nur ein Notnagel - zieh ihr das Korsett über und zieh es so fest zu, wie Du es an dir selber tun würdest. Damit das geht, mußt Du die Puppe wahrscheinlich etwas kleiner einstellen und dann am Busen etwas ausstopfen.)

Zieh das Korsett an und die Robe darüber. Stecke die Vorderkanten genau so ans Korsett wie bei der Anprobe des Futters. Laß die Zugbändchen im Rücken so anziehen, daß das Futter glatt anliegt, aber nicht spannt. Wenn jetzt der Oberstoff vorn nicht glatt liegt, muß evtl. ein Abnäher am Armloch gesteckt und/oder etwas Stoff in eine verdeckte Falte unterhalb der Robings geschoben werden, bis der Oberstoff glatt, aber nicht straff anliegt. Man streicht den überschüssigen Stoff dahin, wo er sich am leichtesten verbergen läßt, und steckt ihn dort fest. Später wird dort eine verdeckte Handnaht gesetzt, um ihn festzuhalten. Hinten streicht man waagerecht von der Seitennaht unter die äußerste Watteaufalte und steckt den Oberstoff da fest. Achtung: Nur am Futter feststecken, nicht am Korsett!

Wenn Deine Contouche für die Zeit um 1720-40 gedacht ist, solltest du diesen letzten Schritt (d.h. anheften im Rücken) weglassen, denn zu der Zeit hing der Oberstoff noch recht frei von der Schulter weg und war auch nicht an der Seitennaht befestigt. Logischerweise kann das Oberteil dann auch nicht wirklich glatt anliegen - es wird frei schwingend getragen.

Laß bei der gleichen Gelegenheit die Schulternaht des Vorderteils nochmal überprüfen und feststecken wie weiter oben beschrieben. Im Idealfall trifft die Kante der großen Falte im Vorderteil so auf die Kante der äußersten Rückenfalte, daß es ein bißchen so aussieht, als wären sie dieselbe Falte. Wenn nicht, macht nichts. Ende der Anprobe. Zieh die Contouche vorsichtig aus, damit die Nadeln am Platz bleiben.

Nähe die Schulternaht und alle eventuellen Abnäher von außen her so, daß außen nur kleine Stiche zu sehen sind. (Von innen gearbeitete Abnäher waren damals nicht Gang und Gäbe, während außen sichtbare Stiche nicht als unfein galten.) Wenn alles schön glatt sitzt (ziehen soll es aber nicht!), hefte den Oberstoff tief im Schatten der äußersten Rückenfalte parallel zum Futterstäbchen am Futter fest (außer für 1720-40). Mach dabei eine lockere Naht aus Heftstichen, denn es kommt öfters mal Zug auf diese Naht, z.B. wenn Du eine extreme Bewegung machst oder Dir jemand (und das kommt leider häufig vor) auf die Schleppe steigt. Dann gibt es zwei Möglichkeiten: Die Naht hält, und der Stoff reißt (denn einer von beiden muß nachgeben), oder die Naht reißt, und der Stoff hält. Unnötig zu sagen, was besser ist.

Nähe die Vorderkanten des Oberstoffs auf die des Futters, und zwar so, daß die Naht nur als kliene Pünktchen nach außen tritt. Am besten geht das mit Saumstich. Ab da, wo das Futter zu Ende ist, nähst Du nur noch die Kante (mit untergeschlagener Zugabe) auf den inneren Faltenbruch der Robings.

 

 

1) Laß Dich nicht verwirren: Die Kappnaht wird nur bei Chemisen und beim Manteau de Lit angewendet. Sie wird nur erwähnt, weil die Fotos ein Manteau de Lit zeigen.
2) Verwirrung beim bloßen Durchlesen zählt nicht. Wer beim lesen nicht den Stoff vor sich liegen hat, ist fast immer verwirrt.

 

 

Schritt 6: Ärmel und sonstiges