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Was tun L'Age des Lumières?

 

Die meiste Zeit über: Reden. Oder besser gesagt: schreiben, da wir ja hauptsächlich via Mailinglisten untereinander Kontakt halten. Die Gruppe hat sich gebildet, um Gleichgesinnte zu finden, sich mit ihnen auszutauschen und gemeinsam Spaß am ungewöhnlichen Hobby zu haben. Wir reden über so ziemlich alles, was mit dem 18. Jahrhundert zu tun hat: Musik, Literatur, Kunst, Architektur, Politik usw. Aber es gibt noch etwas, das wir lieber tun als reden: Zeitreisen.

Das heißt, wir treffen uns für einige Tage und versuchen, so tief wie möglich ins 18. Jahrhundert einzutauchen. Eine Zeitreise im Kopf zu machen - manche sprechen auch vom "Kopfkino". Das bedeutet, daß möglichst nichts zu sehen und zu hören sein sollte, das darauf hinweist, daß wir uns eigentlich im 21. Jahrhundert befinden. Es ist uns schon klar, daß das niemals hundertprozentig zu erreichen ist, aber der Weg ist zum Teil auch das Ziel.

Denn um richtig abtauchen zu können, muß man auch wissen, wie das Umfeld aussehen muß und wie wir selber aussehen müssen. Deshalb sind die Hauptthemen, über die wir uns austauschen, Kleidung, Essen, Wohnen und überhaupt Alltagskultur: Wie müssen die Räume aussehen oder, wenn wir keine haben, die Zelte? Wie und was wurde gekocht? Von welchem Geschirr und mit welchem Besteck gegessen? Welche Stoffe wurden verarbeitet und wie wurden sie gefärbt? Wie schlief man? Wie kleidete man sich als Bauer, Stadtbürger, Adliger?

Genau das macht auch den Reiz unseres Hobbys aus: Sich mit Themen zu befassen, die im Geschichtsunterricht nicht vorkamen, aber viel interessanter gewesen wären als irgendwelche Schlachten. Weil sie uns nahe sind, weil sie auch heute zu unserem Alltag gehören: Essen, schlafen, sich kleiden, arbeiten. Die Geschichte nicht nur nachzulesen, sondern sie zu erleben. Und ehrlich gesagt ist es auch ganz einfach wunderbar, abends durch ein Zeltlager zu spazieren, das nur von Laternen und Lagerfeuern erleuchtet ist, während von irgendwo Gesang herüberweht, bei Wein um ein Lagerfeuer zu sitzen, während sich die erste Herbstkälte heranschleicht, bei Kerzenschein und Bier in der Taverne schmutzige Lieder zu singen – die natürlich durchwegs historisch verbürgt sind - oder ein Museumsdorf außerhalb der Öffnungszeiten ganz für sich zu haben.

Ein weiterer Reiz ist, daß die historische Darstellung (egal welcher Epoche) als "Über-Hobby" weitere Hobbys nach sich zieht, aus denen ein jeder sich diejenigen aussuchen kann, die ihm am meisten liegen: Sozialforschung, Nähen, Sticken, Stricken, Klöppeln, Filzen, Kochen, Lederverarbeitung, Metallbearbeitung, Schreinern, Schnitzen, Töpfern, Kerzenziehen, Flohmarktjagd, Antiquitäten, Musizieren, Malen und viele mehr. Sie alle helfen, das Zeitreise-Erlebnis zu verwirklichen, indem man einerseits Zubehör für die Darstellung herstellt, andererseits lernt, wie die Menschen damals ihren Alltag meisterten.

Einer der wichtigsten Begriffe in der Gruppe ist "Authentizität" oder (nicht ganz dudenrein, aber leichter auszusprechen) "Authentik", kurz: "A". Die offizielle Übersetzung ins Deutsche lautet: Glaubwürdigkeit. Unsere Kleidung und Ausstattung (Geschirr, Besteck, Zelt, Bettzeug usw.) müssen das 18. Jahrhundert glaubwürdig darstellen. Alles, was nicht so aussieht, als ob es aus dem 18. Jh. stammen könnte, verdirbt uns und den anderen Teilnehmern einer Veranstaltung den "Film im Kopf".

Da wir auf Veranstaltungen oft im Licht der Öffentlichkeit stehen, wollen wir auch den Besuchern aus der "Zukunft" ein glaubwürdiges Bild unserer Epoche zeigen. Manchen Gruppen auf Mittelaltermärkten ist es egal, wenn sogenannte Touristen mit dem Irrglauben heimgehen, man hätte im 12. Jh. schon in Emailkesseln gekocht. Uns ist das nicht egal: Sobald wir in der Öffentlichkeit auftauchen, haben wir auch einen Bildungsauftrag, den wir ernst nehmen. Besuchern stehen wir gerne Rede und Antwort.

Deshalb sind wir auch nicht abgeneigt, wenn sich Veranstalter historischer Feste, Filmschaffende oder Freilichtmuseen an uns wenden, um uns zu engagieren: Es gibt schon mehr als genug plastikverseuchte "Rokokofeste" und Geschichtsdokus, die sich aus ebenso plastikverseuchten Kostümverleihen bedienen. Für eine Doku des BR über Wilhelmine von Bayreuth haben wir schon die Staffage gestellt.

Viele von uns haben auch Erfahrung darin, Freilichtmuseen zu beleben, z.B. im Rheinischen Freilichtmuseum Kommern, im Fränkischen Freilandmuseum Bad Windsheim, dem Freilichtmuseum am Kiekeberg, dem Fränkischen Freilandmuseum Fladungen (19. Jh.) und dem Freilichtmuseum Roscheiderhof.