Führung: Damenmode des 18. Jahrhunderts


Kapitel 1

here be music Über das Eheleben
 

Über das Eheleben, um 1700-10

Die Gewänder der ersten zwei Dekaden waren denen des ausgehenden 17. Jh. sehr ähnlich, oder genauer gesagt: Die Mode des späten 17.Jh. strahlte noch bis um 1720 aus.

Die Damen trugen das Manteau, ein lockeres Gewand, das sich aus dem Deshabillé, also einem Hauskleid, entwickelt hatte. Das Manteau war von der Stoffmenge her recht weit, wurde aber durch Falten auf Figur getrimmt. Vorn wurde es offen getragen, so daß aus der Lücke ein verzierter Stecker hervorschaute. Die Vorderkanten des Rockes wurden hoch und nach hinten gerafft und dort befestigt, so daß der Rock in einer eleganten Wasserfallschleppe herabfiel.

Für das gesamte 18. Jh. ist es wichtig zu wissen, daß Frauenroben aus dem Rock (Jupe) und dem darübergetragenen Manteau (=Mantel) bestanden. Siehe hierzu auch die Seiten über Klischees und Wie man sich anzieht.

Da in einem Manteau eine relativ große, nicht durch Einschnitte verdorbene Menge Stoff steckte, wurden Manteaus später oft zu anderen Kleidungsstücken umgearbeitet, so daß es heute nur noch sechs oder sieben überlebende Stücke gibt. Übrigens war es eine regelrechte Strategie, Kleider mit möglichst wenigen Schnitten herzustellen, damit man sie später umarbeiten konnte: Die dafür nötige Arbeit war um vieles billiger als ein guter Seidenstoff.

Beim höfischen Manteau (grand habit) wurden die Vorderkanten des Rockes zur Seite gerafft und meist von zwei Bändern oder Broschen je in Höhe der Oberschenkelmitte und kurz unter dem Knie gehalten. Die Länge der Schleppe war reglementiert und ein Statussymbol. Das Décolleté war meist oval mit tief auf der Schulter sitzenden Trägern (heute würde man das U-Boot-Ausschnitt nennen), wie seit ca. 1660 üblich. Die Ärmel waren kurz und ließen Spitzenärmel sehen, die am Hemd befestigt waren.

Bei der Alltagskleidung waren die Träger ab etwa 1680 wieder auf die Schultern hochgewandert, die Ärmel wurden länger - bis zum Ellbogen - und blieben in den folgenden Jahrzehnten so. Die Ärmel sind relativ weit mit schmalen Aufschlägen. Der untere Rock wurde zunächst nur durch Unterröcke und ein Hüftpolster gestützt, später (um 1710) durch die ersten, konischen Reifröcke. Da die Jupe unter der vorderen Öffnung des Manteaus sichtbar wurde, war sie reich verziert. Horizontale Bordüren, Stickereien und mit Köpfchen angenähte Volants waren kurz nach 1700 die große Mode, anders als noch in den 1690ern.

Die Fontange ist eine Haube mit angeschlossenem, hoch aufragendem Drahtgestell, über das Spitze drapiert wurde, dazu Bandschlaufen. Sie wurde ausschließlich zum Manteau getragen, nie zur Hofkleidung. Von ihrer Erfindung um 1684 wuchs sie bis in die mittleren 1690er stetig in die Höhe, lehnte sich immer weiter nach vorn (die Fontange der Zeit um 1700 erinnert mich immer an eine neugierige Katze), wurde wieder kleiner und ging in der Zeit von 1715-25 in eine neue Haubenform über.

 

<<<ZURÜCK WEITER >>>

Die Musik ist Chantons, chantons, et nous réjouissons aus der opéra-ballet Les Festes vénitiennes (1710) von André Campra. Sequenced by yours truly.