Direkt zetteln

Wie in dem Eintrag über die Montage einer Direktzetteleinrichtung schon gesagt: Es gibt nicht viel an guten Infos zum Thema. Und dann sind auch noch alle Fadenführgeräte verschieden. Wie genau man die Fäden da durch führt, vor allem mit Längenzähler, erschließt sich so ganz ohne Hilfe höchtens nach sehr viel nachdenken und experimentieren.

Am wertvollsten waren Helgas PDF zum Thema und ein Bild des Künzlschen Geräts in deren Katalog.

Klar ist schon mal, daß man die Kettfäden auf so viele Spulen verteilen muß, wie man pro Sektion braucht, und da eine Sektion normalerweise 2 cm breit ist, ist das das doppelte der Fadenzahl pro Zentimeter. Deshalb hatte ich die Spulengestelle gebaut.

Bei meinen Handtüchern sollten 12 Sektionen in der Mitte weiß sein, dazu eine an jedem Rand, also insgesamt 14. Die geplante Fadendichte ist 13F/cm. Ich brauchte also 26 Spulen mit je 14x errechnete Kettlänge (8 m), macht 112 m. Bei einer Garnstärke von 16/2 hat ein Gramm eine Lauflänge von 8 m. 112/2=14. D.h. 14 Gramm Garn pro Kettspule.

Also füllte ich 26 Spulen mit je 14+ Gramm Garn, steckte sie in die Spulengestelle und fing an zu zetteln. Der Zettelkasten wird mit Gummibändern am Streichbaum befestigt.

Jetzt etwas ganz wichtiges zu den folgenden Richtungsangaben: Beim mir stehen die Spulengestelle vor dem Webstuhl; die Fäden laufen über den Brustbaum nach hinten; die Schäfte entferne ich zu diesem Zweck. Dann stelle ich mich hinter den Webstuhl, bestücke den Zettelkasten, und beim Aufwickeln der Kette sitze ich auch hinter dem Webstuhl. Das kann man alles auch anders machen – je nachdem, wieviel Platz man wo hat –, aber für diese Beschreibung ist es wichtig zu wissen, daß “hinten” das Ende des Zettelkastens ist, das von mir weg zeigt.

Die Fäden müssen durch das Webblatt vorn hinten am Zettelkasten und unter der Messingstange hindurch. Aus irgendeinem Grund fange ich links an, obwohl das Zählrad, das einen (den rechten) Rand der Sektion bestimmt, rechts ist.
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Ganz rechts müssen dann 1-3 Fäden unter der Messingstange und dann unter der Scheibe des Zählrades hindurch. Das kann bei Deinem Zählrad anders sein – dreh mal dran und schau, ob es vorwärts oder rückwärts zählt. Je nachdem mußt Du dann vielleicht die Fäden über das Rad hinweg statt drunterdurch führen.

Dann muß jeder Faden über eine runde Holzstange, unter einer Metallstange hindurch und über eine zweite Holzstange. Die Metallstange dazwischen kann mit Hilfe einer Flügelschraube in der Höhe verstellt werden – je weiter unten, desto höher die Fadenspannung.

Dann geht es hinunter zu einem Schlitz-Loch-Kamm. Hier werden die Fäden abwechselnd durch Schlitz und Loch geführt.
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Dann folgt noch ein horizontaler Rechen, in den die Fäden zu zwei, drei oder vier zusammen gefädelt werden, damit sie schmal genug für eine Sektion laufen.
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Egal, wie eng ich die Fäden dort gefädelt hatte: Es war immer eine Winzigkeit zu breit, um sie einfach so in die Sektion laufen zu lassen. Deshalb sitze ich beim zetteln hinter dem Webstuhl und drehe nicht am Drehrad, sondern direkt am Kettbaum. Dabei lege ich die Hände auf die Agraffen beiderseits der aktiven Sektion, so daß da kein Kettfaden hineinrutschen kann, und die Daumen auf die direkt angrenzenden Agraffen, so daß die Fäden über die Daumennägel in die Lücke rutschen.

Aber zuerst müssen die Kettfäden am Kettbaum befestigt werden. Ich knotete ein Stück Paketschnur an der Metallstange am Kettbaum fest (siehe Blogeintrag zum Thema “Direktzettel montieren”), das genau so lang war, daß es bis hinter die Schäfte reichte. Und für jede weitere Sektion nach und nach weitere. Die Schnüre sollten gleich lang sein, damit alle Kettfäden gleichzeitig hinter den Schäften ankommen.
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Und dann wird der Kettbaum gedreht, bis das Zählrad die gewünschte Lauflänge anzeigt. Als es soweit war, klebte ich ein Stück Malerkrepp gleich unter dem Rechen quer über die Fäden, um sie in der richtigen Reihenfolge zu halten, und ein zweites Stück längs, um es am Kettbaum festzukleben. Es erwies sich als wichtig, dieses zweite Stück parat zu haben, bevor ich die Fäden über der Quer-Abklebung abschnitt, denn nach dem abschneiden darf man die Kettfadensektion auf gar keinen Fall loslassen: Sie wird sich sofort mehrfach um die eigene Längsachse verdrehen, so daß es unnötig schwer wird, die Fäden wieder in die richtige Reihenfolge zu bringen.

Das ist der erste Punkt, warum ich es für sinnvoll halte, ein Fadenkreuz einzulegen, obwohl ich mehrfach las, daß das beim Direktzetteln nicht nötig sei: Es kann verhindern, daß sich eine Sektion so um die eigene Längsachse verdreht, daß es unmöglich wird, die richtige Reihenfolge herauszufinden.

Der zweite Punkt ist, daß ich pfundweis Fehler gemacht hatte – bei der Kettenberechnung und beim Litzenstich – so daß ich mehrfach schon eingezogene Litzen wieder auflösen mußte. Dafür mußte ich jedesmal die Fäden einen um den anderen aus den Litzen herausziehen und auf einem Streifen Malerkrepp festkleben, um die Reihenfolge zu erhalten. Mit einem Fadenkreuz hätte ich mir das ersparen können.

Es dauerte ganz schön lange, bis das Zählrad 8 Meter anzeigte. Die erste Sektion war unerwartet dick. Und nach 6 Sektionen waren die Kettspulen, die ich für 12 Sektionen berechnet hatte, leer. Hmmm. Ich lasse einen 3 m langen Faden am Zählrad vorbeilaufen; es zeigt 15 (1,5 m?) an. Der Kettbaum hat mit Direktzettel einen Umfang von 40 cm; das Zählrad zeigt nach einer Umdrehung 2.

Offenbar habe ich, ohne es zu ahnen, nicht 8 Meter, sondern 16 Meter gezettelt. Das erklärt, warum das Kettgarn fast alle ist. Scheiße.

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