Mehr Kammgarnspinnerei

Mit immer besseren Suchbegriffen zum Thema Kammgarn/worsted, Norwich, longwool etc fand ich schließlich

A comprehensive history of the woollen and worsted manufactures” von James Bischoff, 1842. Der zitiert u.a. aus
The nature and properties of wool : illustrated, with a description of the English fleece” von John Luccock, 1805

Während Mr Bischoff offenbar der Meinung ist, Inhaltsverzeichnsse mit Seitenzahlen seien nur etwas für Warmduscher, kommen Leser von Mr Luccock definitiv in den Garten. Aber die Mühe lohnt sich.

Luccock schreibt z.B.

“The length of pile suited to the comb is upwards of four inches. The hose trade requires a considerable share of that which measures from four inches to eight, and the longer kind is usually destined to the fabrication of worsted yarn…” (S. 155)

Das heißt, die Wollsorten mit kürzeren Stapellängen als 10 cm kann ich vergessen, und eigentlich brauche ich > 20 cm. Damit sind Bluefaced Leicester (BFL) und Romney definitv raus und Perendale  hart an der Grenze, also eigentlich auch raus, zumal es eine neuseeländische Rasse ist.

Er schreibt weiter, daß zum kämmen geeignete Wolle kräftig sein muß, um den Prozeß gut zu überstehen, und zitiert einen Wollhändler-Kollegen, der über die Unsitte schimpft, langwollige Rassen durch Einkreuzen feinwolliger Hammel verbessern zu wollen, weil die Vliese dadurch zum kämmen zu schwach würden. (S.160) Das bestätigt meinen bisherigen Eindruck, daß Langwollen eher grob sind. Zwischen S. 153 und 154 schreibt er auch, daß zu viel Crimp für Kammgarn nicht erwünscht sei – nur gerade so viel, daß der Kammzug zusammenhält. Auch das spricht gegen BFL und Romney.

Ab S. 186 geht es dann zur Sache.

Als erstes “Dishley, or the New Leicester, known also by the name of its first promoter Blakewell” – das ist der alte Name des BFL –, “perpetually gaining ground almost to the extinction of some older breeds.”  Wenn ich mich in Onlineshops für Spinnfutter umschaue, kommt mir das sehr bekannt vor: BFL wohin man schaut. “wool of moderate length”. Aha. Es gilt dann vermutlich nur deshalb als longwool, weil es von langhaarigen Schafen, den Old Leicesters, abstammt.

Lincolnshire: “longer, more coarse and shaggy wool”

Teeswater: “bears a remarkably long, rough and heavy kind of wool”, “extraordinary length”

Cotswold: “good length”

Old Leicester: “long, tough, coarse and hairy fleece… excellent qualities for the manufacture of worsteds.” (S. 212)

New Leicester (= BFL): “in general too short and weak to be admitted among the first ranks of combing wool” (S. 212)

Kent Romney: “only of a moderate staple”, “well adapted to the worsted trade” (S. 224), aber: “The quantity of this article produced in Kent is annually decreasing, if the assurance that the staple is growing shorter and finer be correct…” (S. 226) – hat man also schon damals das Romney auf feiner und kürzer gezüchtet? Das würde erklären, warum es als longwool geführt wird, aber heute zu kurze und crimpige Fasern hat.

Fazit: Ich brauche Teeswater. Oder Lincoln.

This entry was posted in 18. Jahrhundert, Kalmang - Calimanco, Spinnen, Wollverarbeitung and tagged , , , , . Bookmark the permalink.

Leave a Reply

This site uses Akismet to reduce spam. Learn how your comment data is processed.