Indigo-Fazit

Am Ende des Wochenendes war die Indigoküpe vermutlich erschöpft, denn die Stoffe, die ich zuletzt eingelegt hatte, wurden nur noch blaßfleckig. Dafür wurde der ursprünglich fleckige Indigocarmin-Stoff nach dem zweiten Bad völlig gleichmäßig dunkel-petrolfarben.
 
Außer ca. 300 g Wollgarn habe ich in der Küpe gefärbt, etwa in dieser Reihenfolge:
 

  • 3 m (900 g) fleckigen Indigocarmin-Stoff*
  • 1,5 m Fischgrät-Leinen (halbgebleicht/ungebleicht)
  • Leinen-Unterkleid, ungebleicht
  • 3 m IKEA-Leinen (gebleicht)*
  • 3 m Leinendamast*
  • 3 m Woll-Fischgrät, schwer
  • ein Leinenbettlaken


 
Das alles mit einer Küpe aus 100g Indigo in etwa 50-60 L Wasser. D.h. Indigo kostet zwar das zehnfache so mancher anderer Färbedroge, aber während man z.B. bei Krapp ca. 100% braucht (d.h. 1 kg Krapp auf 1 kg Wolle), braucht man bei Indigo weniger als 10% und kann obendrein Leinen färben, was bei anderen Pflanzenfarben nicht oder nur sehr schwer möglich ist. Über die Mengen an Waschsoda, Rohrreiniger (=NaOH) und Entfärber bzw. Natriumdithionit kann ich keine genauen Angaben machen, weil ich sie z.T. frei Schauze zugegeben habe: Lieber noch einen Eßlöffel Rohrreiniger zum Soda, und wenn die Farbe der Küpe von Gelb ins Grünliche umzuschlagen schien, noch etwas Entfärber rein.
 
Hier das Färbeergebnis:

Von unten nach oben: Die ehemals fleckige Indigocarmin-Wolle, Fischgrät-Leinen, Leinendamast, IKEA-Leinen

Von unten nach oben: Die ehemals fleckige Indigocarmin-Wolle, Fischgrät-Leinen, Leinendamast, IKEA-Leinen


Die mit * markierten Stoffe habe ich jeweils zweimal eingelegt – den fleckigen Wollstoff, weil er nach dem ersten Bad immer noch nicht ganz gleichmäßig war, die anderen beiden, weil sich nach dem Ausspülen scharf umrandete Flecken zeigten, die ich darauf zurückführte, daß diese Stellen aus dem Farbbad geragt hatten, wo sie vorzeitig oxydierten. Nach dem zweiten Bad, bei dem ich steng darauf achtete, daß nichts herausragt, verschwanden die Flecken. Es ist eine der schönsten Eigenschaften der Indigoküpe, daß Flecken durch nochmaliges Eintauchen nachträglich beseitigt werden können. Das gibt mir Hoffnung für die zwei letztgenannten Stoffe, die hoffentlich gleißmäßig werden, wenn ich in der Küpe (die immer noch gelb und leicht schweflig stinkend im Waschkessel schwappt) mit etwas mehr Indigo aufgefrischt habe.
 
Allerdings habe ich nun auf zwei Leinenstoffen andere Flecken, weil ich sie zum verblauen auf die Wiese gelegt hatte: Auf der Rückseite (gottseidank nur da) zeigen sich helle Streifen, die eindeutig Abdrücke von Grashalmen sind. Wahrscheinlich kommt das nur daher, daß der Stoff auf der Wiese nicht nur verblaut, sondern auch getrocknet ist (=am Gras festgepappt), aber in Zukunft baue ich wohl doch lieber wieder die Wäscheständer auf.
 
Übrigens fordern alle Indigo-Rezepte, die ich jüngst gelesen habe, daß man die Küpe auf 50-60° erhitzen solle. Beim ersten Zug war meine Küpe noch etwa so warm, aber ich habe noch am nächsten und übernächsten Tag weitergefärbt, als die Suppe längst erkaltet war. Am zweiten Tag wirkte die Küpe ebenso gut wie am ersten; daß sie am dritten Tag fleckige Stoffe produzierte, lag wohl eher daran, daß sie erschöpft war.

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