Kochen in Bad Windsheim

Im Freilichtmuseum Bad Windsheim wurde zum ersten Mal das frisch wiederaufgebaute Jagdschlößchen aus Eyerlohe bespielt. Ich war scharf darauf gewesen, auf dem gemauerten Herd im Keller zu kochen, seit ich das Schlößchen (es ist wirklich recht klein) bei einem früheren Museumsfest fast fertig gesehen hatte. Dieses Jahr war es soweit. Der Zeitrahmen war 1811. Extra dafür hatte ich im Frühjahr zwei Empirekleider genäht, obwohl das schon meine Viertepoche ist.
 
Wir hielten die Trennung zwischen der Dienerschaft im Keller und der Herrschaft in der Beletage das ganze Wochenende über weitgehend durch. Für die Herrschaft dürfte das schwieriger gewesen sein: Man durfte nichts selbst tun, sondern war darauf angewiesen, daß die Dienerschaft springt, was sie nicht immer tat. Der Kammerdiener und die Zofe mußten vor der Herrschaft auf sein und durften erst ins Bett gehen, wenn sich die Herrschaft zurückgezogen hatte – was zum Teil recht spät, oder sollte ich sagen: früh war. Ein Scheißjob! Das Küchenpersonal hingegen konnte nach Herzenslust naschen und hatte nach dem Abendessen Feierabend, war dafür aber auch den ganzen Tag im Kochfeuer geselcht worden, denn der Abzug zog teilweise nicht richtig.
 


Meines Erachtens sollte der Abzugstrichter größer sein als der Herd (wie in der Mühle in Windsheim oder in Schloß Lustheim), so daß man das Feuer nah an der Herdkante unterhalten kann und es trotzdem gut abzieht. Die Zimmerleute des Museums – die während der Veranstaltung vorbeischauten und sichsichtlich freuten, ihr Werk in Aktion zu sehen – versicherten mir allerdings, daß es für die Größe des Herds ebenso wie für die des Abzugs (der ziemlich genau so groß ist wie der Herd) Hinweise in der alten Bausubstanz gab. Andererseits… irgendwas stimmt nicht, wenn der Ausguß ein Gefälle auf das Haus zu hat.
 
Wie dem auch sei: Die meiste Zeit über hat es Spaß gemacht, auch wenn die Besucher meist die immergleichen Sprüche absonderten (“Was gibt es denn zu essen? Oh, da bleibe ich am besten gleich da!”). Leider klauten sie auch wie die Raben. Noch vor meiner Ankunft verschwanden ein paar Würste, später vermißte ich einen versilberten Löffel, und eines Abends sah ich meine Laterne (leider schon außer Reichweite) über einen Hügel wandern. Den Stimmen nach zu urteilen handelte es sich um eine Gruppe aus Kindern und Erwachsenen, vermutlich Eltern, und das ist für mich das schlimmste: Es war nur eine Laterne, wenn auch die kompakteste und transportabelste in meinem Fundus, aber die Vorstellung, daß Eltern es billigen, womöglich sogar ermutigen, daß ihre Ableger klauen (oder waren es gar die Eltern, die den Blagen vormachten, wie man klaut?!)… das haut mir den Stopsel raus!

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