Ballkleid, letzte Etappe

Zugegeben, die letzte Etappe bestand größtenteils aus zwei Wochenenden Extreme Powernähing, ist also eigentlich mehr als eine Etappe.

Beim Probedrapieren hatte ich ja schon festgestellt, daß ich im Großen und Ganzen nur zwei volle Stoffbreiten zu je knapp 3 Metern Länge brauchte. Also mußte ich nur die Enden, die auf der Schleppe liegen, rund schneiden und versäubern. Von Hand, versteht sich. Und dann wieder drauf auf den Rock, am Bund festheften und an einigen strategischen Stellen mit ein paar Stichen am Rock befestigen, damit die Drapage nicht bei jeder Bewegung verrutscht.

Stufe Blau von vorn


Stufe Blau, hinten


Stufe Schwarz, vorn


Stufe Schwarz, hinten

Das Oberteil wurde ein letztes Mal anprobiert, und siehe, es saß! Fast schon ein kleines Wunder. Fehlten noch die Ärmel, für die ich mir den Schnitt selber basteln mußte. Der Unterschied der Weite von Armkugel zu Oberarmweite betrug nur ca. 6 cm, d.h. die Ärmelkugel mußte ziemlich flach werden. Bei so auf die Schulter runtergekippten Ärmeln schaut es nämlich reichlich bescheuert aus, wenn man einreihen muß, damit die Kugel ins Armloch paßt. Nach drei Probeteilen war auch das geschafft.
 
Theoretisch hätte ich nur noch die Ärmel versäubern und die Spitze anbringen müssen, aber das wäre zu einfach gewesen. Und zu langweilig. Und schließlich hatte mir bei der Vorlage die Berthe so gefallen. Die war allerdings glatt; bei einem anderen Kleid hatte ich eine in sich verjüngende Falten gelegte gesehen, die gefiel mir noch viel besser. Mitten unterm Probestecken kam mir die Idee, das Blau da mit reinzubringen, als Gegengewicht zur Drapage, die sonst das einzige Blau gewesen wäre.

Ein Stoffstreifen, der auf einer Schmalseite etwas schmaler war als auf der anderen (ca. 17 zu 23 cm) und ca. 50 cm lang. Der wurde in Falten gelegt, mit den Faltenbrüchen nach oben, ca. 1-1,5 cm tief und so, daß die Überlappung am Schulter-Ende größer ist – die Berthe sollte ja von der Mitte zur Schulter hin schmaler werden. In die Falten legte ich einen auf Hälfte gebügelten Streifen Blau, der zur Mitte hin weiter hervorschaute als zur Schulter hin. Festheften, nächste Falte. Drei Falten pro Streifen, vier Streifen, und natürlich sollten alle vier Streifen gleich sein, damit es da, wo sie zusammenstoßen, keine Treppen gibt. Ich weiß nicht mehr, wie lange das gedauert hat, aber einige Stunden waren es sicher.
 
Dann noch Spitze um den Ausschnitt und die Ärmelenden, ach ja, und die Ärmel habe ich auch mit einem blauen Streifen versäubert, der ein wenig hervortritt.
 
So, und weil ich noch einige Kleinigkeiten zu nähen habe – und dafür einen Schnitt zu basteln – ohne weiteres Gelaber: Tadaaa!

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