Nachspiel

Letztes Wochenende hatte ich das Mieder an, und wie erwartet bohrten sich die Stäbe durch den Oberstoff.

Da es nur für dieses eine Wochenende gemacht war, habe ich es inzwischen auseinandergenommen, die Haken wieder in den Fundus überführt und das Futter für ein neues Mieder mit kräftigerem Oberstoff aufbewahrt. Der Rest wird als Muster für das neue Mieder dienen und dann den Weg alles Irdischen gehen.

Fertig, an der Frau

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Fertig!

Endlich ist das Trachtenmieder fertig! Nur für die Träger muß noch eine Anprobe her, bei der die Länge bestimmt wird. Das Annähen ist dann nur noch eine Frage von ein paar Stichen.

Über die Schnürung habe ich einen Übertritt an die linke Seite gesetzt. Er besteht aus einer doppelten Lage Oberstoff und einer Lage Leinenbasis. Eigentlich müßte sie auch geleimt und innen mit Futterstoff bezogen werden, aber da die Zeit knapp ist und dieses Mieder sowieso wieder auseinandergenommen wird… Enstprechend lummelig habe ich den Übertritt aufgenäht, aber das wird unter dem Geschür sicherlich sowieso nicht auffallen.

Dann habe ich 5 Paar Geschnürhaken aufgesetzt, die ich einmal auf dem Flohmarkt günstig erworben hatte. Sie sind recht billig in einem Stück aus Messingblech gestanzt, anstsatt – wie die teureren Exemplare – aus einer Blechplatte und einem dickeren Haken zusammengesetzt und versilbert zu sein. Hinten in der Mitte sitzt ein Haken, an den man den Rock hängen kann. Die entsprechende Öse am Rock muß ich noch anbringen.

Fertig, Gesamtansicht  Geschnürhaken

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Ösen und Versäuberung

Nach dem Anbringen der Schnürösen setzte ich die Träger an: Die Futter-Lage von innen her, Oberstoff und Zwischenlage von außen. Damit die Naht nicht zu dick wird, habe ich die Zugabe der Zwischenlage knapp zurückgeschnitten. Da ich die Träger sicherheitshalber etwas zu breit geschnitten hatte, mußte ich seitlich ein wenig wegschneiden.

Träger 1 Träger 2

Unterkante Nun müssen die Kanten versäubert werden. Für die Unterkante wählte ich Fensterleder, das ausreichend dünn und ganz klassisch sämisch gegerbt ist. Das wollte ich sowieso mal ausprobieren. Da mir aber die Zeit davonläuft und das Mieder sowieso nur temporär sein wird (wegen der Probleme mit sich durchbohrendem Peddig), habe ich die Unterkante im hinteren Teil nur lose mit überwendlichen Stichen versäubert. Eigentlich müßte da natürlich auch Leder hin.

Oberkante Aber im Gegensatz zu Oberkante wird die untere unter dem Rock verschwinden, also kümmere ich mich lieber erstmal um jene. Da ich kein passendes Nahtband habe (das Baumwoll-Schrägband aus dem Kurzwarenhandel wäre ungeeignet), schneide ich Schrägstreifen aus dem schwarzen Leinen und setze sie außen mit Vorstichen auf, lege sie nach innen um, falte die Schnittkante unter und nähe den Streifen innen mit Saumstich fest.

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Zusammensetzen

Da nun alle Teile schön geplättet und trocken sind, konnte ich die Plastik-Fischbeinstäbe einschieben und alles für eine Anprobe zusammenheften. Scheint zu passen. Um kleine Ungereimtheiten wird sich nachher die Schnürung kümmern.

Also nähe ich erstmal die Fischbeinstäbe ordentlich ein und schneide die innere Lage bis knapp an die Tunnelnähte zurück. Dann wird die innere Leinenschicht der Überlieferung gemäß geleimt – aus Zeitgründen allerdings nicht mit der traditionellen Mehlpappe, sondern mit Ponal. Nachdem der Leim getrocknet ist, falte ich die Zugaben des Oberstoffs an den Seitennähten nach innen, stecke sie fest und lege dann das Futter auf. Erst habe ich das Futter festgesteckt, dann nochmal glattgestrichen, und dann aufgeheftet. An den Seitennähten falte ich das Futter so nach innen, daß der Faltenbruch des Futters genau auf dem des (bereits weggefalteten) Oberstoffs zu liegen kommt. Das wird auch festgeheftet.

Futter aufgelegt

Dann die Seitennaht, die ich so mache, wie ich es an einigen Kleidungsstücken des 18. Jh. und an Miedern des 19. Jh. gesehen habe: Mit Rückstichen ganz knapp (1-2 mm) innerhalb der Kante. Mehr ist nicht nötig, weil die Stoffkanten ja schon untergefaltet sind, so daß nichts ausfransen kann.

Seitennaht

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Ein Trachtenmieder, 19. Jh.

Für die Veranstaltung in zwei Wochen, für die auch das Tournürenkleid fertig werden mußte, brauche ich auch noch ein Trachtenmieder. Ich kann ja nicht einganzes Wochenende lang in dem einen Tournürenkleid herumlaufen – schon gar nicht, wenn ich mal Feuer schüren und kochen will.

Da ich keine „einfache“ Kleidung fürs 19. Jh. habe und die Zeit nicht reicht, eine zu machen, ist meine Idee, die einfache 18.-Jh.-Klamotte zu nehmen (Hemd, Rock, Schürze, Fichu) und sie mit einem Trachtenmieder im Stil des 19. Jh. zu kombinieren. Dann noch eine Riegelhaube dazu, und voilà! eine einfache Variante der Münchner Tracht.

Da es schnell gehen muß und ich keine Festtagstracht will, nehme ich, was ich im Stoffvorrat habe: Grobes Bauernleinen für die innere Lage, schwarzes Leinen als Oberstoff und karierte Ex-Bettwäsche als Futter. Auf eine Gelegenheit, ein kariertes Futter zu machen, habe ich schon lange gelauert. Normalerweise wird der Verschluß mit drei Haken und drei Ketten gemacht, aber die habe ich nicht und bezweifle, daß ich rechtzeitig welche bekomme. Also mache ich eine Schnürung. Das ist die frühere Variante.

Der Schnitt ist denkbar einfach und schnell auf eine andere Größe angepaßt. Das Zuschneiden war also in einer halben Stunde erledigt.

Dann habe ich Oberstoff und Innenlage glatt aufeinander festgeheftet und auf der Innenseite die Vorzeichnung für die Stäbe gemacht. Bleistift brachte es auf dem groben Leinen nicht, aber mit Kugelschreiber ging es ganz gut. Später wird man das sowieso nicht mehr sehen.

Anzeichnung innenSchon ging es los mit dem Heften der Tunnel: Einmal die hintere Mitte entlang, dann auf jeder Seite davon so breit, daß ein Plastik- oder Metall-Fischbeinstab hineinpaßt. Dann die gebogenen Tunnel für die Peddigrohr-Stäbe. Als erstes habe ich die beiden Stofflagen nochmal entlang der Anzeichnung festgesteckt, weil die Stoffe sich leicht verziehen. Dann nähte ich mit schwarzem Leinengarn mit Vorstich die Linie entlang.

Zuerst versuchte ich, zuerst den Tunnel zu nähen und dann den Stab einzuschieben, weil man (a) mehrfach auf- und abstechen kann, solange der Stoff sich noch biegen läßt, und (b) sich die Teile insgesamt besser verarbeiten lassen, solange sie nicht versteift sind. Aber leider sind beide Leinenstoffe so locker gewebt, daß die Spitzen der Stäbe sich ständig im Stoff verhaken und versuchen, nach außen durchzustechen. Das nachträgliche Einschieben der Stäbe erwies sich somit als mühsamer als die Alternative:

Stab einlegenLinie 1 nähen, Stab ablängen und an die Linie drücken, mit Nadeln fixieren, Linie 2 dicht am Stab nähen. Dabei kann man zwar immer nur einen Stich auf einmal machen, aber es geht allemal schneller.

Nach ca. 16 Stunden Akkordnähen war das Rückenteil fertig. Da das Peddigrohr aufgewickelt war, verzog es die Stoffteile in alle Möglichen Richtungen. Also tunkte ich das fertige Teil in Wasser, bis das Rohr durchfeuchtet und somit biegsam war. Dann legte ich es auf einem Handtuch auf einem dicken Teppich aus, spannte es auf und befestigte es so mit Nadeln, die ich in den Teppich jagte. Ein Handtuch drüber, und darauf ein Stapel schwerer Bücher. So blieb es über Nacht.

Die Vorderteile dauerten noch einmal so lange. Auf dem Bild unten sieht man, glaube ich, ganz gut, wie verzogen ein Teil vor dem pressen ist.

verzogen

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Es ist vollbracht!

Wofür Ostern und eine Magen-Darm-Infektion nicht alles gut sein können: Nach sechs Tagen Akkordnähen ist das Tournürenkleid endlich fertig.

Die halbierte Faltentiefe hat’s gebracht: Der Streifen reichte um den Rock herum und es blieben sogar noch 40 cm übrig.

Den Saum des Rockes habe ich von innen und außen ca. 10 cm hoch mit Satin belegt und bei der Gelegenheit gleich auch noch eine Besenborte aus Wolle dazwischengeklemmt. Das Befestigen der oberen Kante war mal wieder Handarbeit.
Saum, innen

Bei der Draperie zeigte sich, daß es keine gute Idee war, sie mit Organza zu hinterlegen: Die beiden Stofflagen wollen sich ständig unterschiedlich legen (genau wie bei den Falten), so daß die Draperie sie so hängt, wie sie soll. Hätte ich mir eigentlich auch denken können, denn wenn Crêpe Satin eines gut kann, dann „hängen“. Ohne Organza legte er sich sehr schön. Da ich die Draperie bereits mit Hilfe con Probestoff entworfen hatte, war sie relativ schnell gemacht. Nur das Versäubern der Kanten zog sich hin, weil ich unsichtbare Nähte wollte – also wieder Handnäherei.

Fotos von fertigen Rock wird es erst geben, wenn ich das Kleid eingeweiht habe, denn auf meiner fürs 18. Jh. geformten Schneiderpuppe hängt er nicht besonders gut.

Fazit Materialverbrauch:

  • 10 Meter Seidensatin, 120 breit (davon ca. 8 Meter im Rock)
  • 4 Meter Baumwollchintz, 150 breit
  • 2 Meter Seidenorganza, 120 breit
  • 2,5 Rollen Seiden-Nähgarn
  • 1 Rolle Knopflochseide
  • 2,75 Meter Besenborte
  • 9 Zweilochknöpfe
  • 2 Meter Leinenband
  • 5 Haken, 9 Ösen

Jetzt muß noch ein Hut gemacht werden…

Nachtrag: So sieht das fertige Kleid an der Frau aus:

Fertig, an der Frau

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Falten-Frust

Die Falten für die Unterkante haben mich so frustriert, daß ich den fertig zugeschnittenen Streigen tagelang nur böse angestarrt habe. Aber es gab ja auch noch anderes zu tun: Der Saum wurde mit einem Streifen Oberstoff belegt (man weiß ja nie, ob nicht der Faltenstreifen hochweht) und dabei gleich noch eine wollene Besenborte angebracht.
Dann erbarmte ich mich endlich, steppte die inneren Faltenbrüche (natürlich ging mir ausgerechnet Sonntags das Seidengarn aus), heftete die äußeren und bügelte das Ganze. Tags drauf steckte ich den Streifen auf den Rock, und es kam, wie es kommen mußte: Allen Berechnungen zum Trotz reichte der fast-fünf-Meter-Streifen nur halb um den zwei-Meter-Saum herum.
Falten legen
Oben: Der Faltenstreifen (linke Seite) mit angezeichneten Faltenbrüchen. Auf dem Organza kann man zimelich gut anzeichnen, auf dem Satin-Oberstoff hingegen nur unter erschwerten Bedingungen.
Nun werde ich die Faltentiefe halbieren und sehen, wie weit mich das um den Rock bringt. So langsam verstehe ich, warum die zeitgenössischen Schnitte nach 8-10 Metern Stoff verlangen, obwohl die Kleider auf den ersten Blick gar nicht danach aussehen.

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Der Tournürenrock

Wie immer, wenn etwas neues ansteht, brauchte ich einen gewissen psychischen Anlauf.

Den Rock habe ich nach dem Schnitt TV (Truly Victorian) 261 zugeschnitten. Beim Probeteil kippten die Seitennähte nach hinten, was kein Wunder ist, da die Tournüre darunter nicht auf einem TV-Schnitt beruht: Die Tournüre ist offenbar größer als bei TV vorgesehen. Also habe ich in der Hinterbahn ordentlich Stoffweite zugegeben, um das auszugleichen.

Den Rock habe ich zuerst aus Futterstoff zugeschnitten, dann die Teile auf den Oberstoff gelegt und die Oberstoffteile entsprechend geschnitten – aber nur bis gut zu Hälfte. Die untere Hälfte des Rockes wird mit Falten besetzt, also ist es nicht nötig, daß sie vollflächig mit Oberstoff belegt wird. Die halben Oberstoffteile habe ich rundherum aufs Futter geheftet und dann alles zusammengenäht.

Basisrock

Um festzustellen, wie breit die Faltenteile sein müssen, mußte ich erstmal herausfinden, wie lang der Rock für mich sein muß, und zwar vorn (vor er glatt herunterhängt) und hinten (wo er über die Tournüre hängt). Seltsam: Die Differenz zwischen vorn und hinten ist die gleiche wie zwischen vorn und Seite über Poschen, nämlich 13 cm.

Vom Ende des Oberstoff-Belegs bis zum Saum waren es gut 35 cm. Also mußten die Falten 35 cm hoch sein. Da der Oberstoff ziemlich flimsig ist, besorgte ich braunen Seiden-Organza und schnitt ihn in 35-cm-Streifen, die ich zu einer Länge von knapp 5 Metern zusammensetzte. Vom Oberstoff schnitt ich vier 40-cm-Streifen, die zusammen 480 cm lang waren. Die legte ich rechts auf rechts auf die Unterkante des Organzas und nähte sie mit großen Maschinenstichen und schmaler Zugabe fest. Dann faltete ich den Oberstoff um den Organza herum, bügelte beide Lagen aufeinander flach, steckte die Oberkanten aneinander, faltete die Oberkante des Oberstoffes um die Oberkante des Organzas und steckte das wieder fest. Ich legte die Kante des Oberstoffs nach innen um und befestigte sie mit Saumstichen, die immer nur millimeterweise nach außen treten. Damit hatte ich einen Stoffstreifen mit oben und unten sauberen Kanten.

Dann fing ich an zu rechnen: Die Saumweite meines Rockes betrug gut 2 Meter. Nach oben (also da, wo der Faltenstreifen angesetzt würde) geringfügig abnehmend. Der Organzastreifen war knapp 5 Meter lang. Wenn ich den Streifen in soundso tiefe Falten legte, wäre er am Ende soundso lang und würde dann um den Rocksaum herumreichen oder nicht.
Beim Einlegen der Falten ergab sich die Schwierigkeit, daß die Organza-Unterlage und der Satin-Oberstoff sich unterschiedlich legen wollten. Ich werde nun die bisherigen, etwas krummen Falten wieder ausbügeln, die Faltenbrüche oben und unten am Streifen markieren und dann entlang der inneren Faltenbrüche Oberstoff und Organza mit großen Maschinenstichen zusammennähen. Das hilft hoffentlich, möglichst gerade Falten einzulegen.

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Warte nur, balde…

Strumpf Nummer zwei nähert sich der fertigstellung. Hier zwei Fotos, auf denen man die Vorgehensweise erkennen kann:

sohle2.jpgsohle1.jpg

Links sieht man den Strumpf von vorn. Nach rechts ist der obere Fußteil weggeklappt. Links in dunkelblau die Sohle.

Auf dem rechten Bild der Strumpf von hinten. Die Ferse ist schon zusammengenäht (war ja nötig, um die Sohle anstricken zu können), aber weiter links ist der Rest der hinteren Strumpfnaht noch offen.

Ein paar Reihen noch, dann ist es vollbracht…

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Teilziel 1 erreicht!

Die Taille ist fertig!

Na gut, das Leinenband, das als Taillenband herhalten muß, muß ich noch auf die richtige Länge kürzen und Haken & Ösen anbringen. Aber sonst…

An den Knöpfen habe ich eine Weile herumüberlegt: Ich konnte mir eigentlich nur etwas farblich passendes Vorstellen. Aber wie? Plastik geht na nun mal nicht. Holz? Irgendwie zu rustikal für Seide.

Also habe ich das gemacht, was ich immer mache, wenn mir nichts besseres einfällt: überzogene Knöpfe. Billige Zweilochknöpfe mit etwas eingetriefter Mitte, mit dem braunen Satin überzogen. Meiner Vorlage folgend habe ich die Knöpfe nicht durch den Stiel angenäht, sondern durch die Löcher. Das sieht putzig aus, wie lauter kleine Schüsselchen, weil es den Bezugsstoff in die Vertiefung zieht. Die 14 handgemachten Knopflöcher waren eine Sklavenarbeit, wie immer. Erstaunlicherweise ging nicht mal eine Rolle Knopflochseide dafür drauf.

Taillenband und Knöpfe

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