Geschafft!

Die Stickerei und Tunnelnäherei am Trachtenmieder ist nun endlich beendet. Fertig bin ich aber noch lange nicht: Jetzt muß das Futter aufgelegt werden, die Teile zusammengesetzt, Kantenband aufgenäht, und die Schnürösen umstickt. Nicht zu reden vom Herauszupfen der Katzenhaare, die ich mit festgenäht habe, einfach weil sie am Stoff klebten wie der Weps am Zwetschgendatschi. Ganz schön viel Arbeit, und nur noch drei Wochen Zeit, in denen ich auch noch ein Zelt und sein Gestänge fertigkriegen muß. Das Zelt wird die nächste Zeit Vorrang haben.
hinten_fertig

Veröffentlicht unter Biedermeiertracht, Trachtenmieder 2 | Verschlagwortet mit , | Hinterlasse einen Kommentar

Trachtenmieder, Fortsetzung

Da die Tage länger werden, kann ich auch länger am Mieder arbeiten. Beide Vorderteile sind inzwischen fertig.
Die Stickerei wird oben und unten von einem Doppeltunnel umrahmt, mit je einem Peddigrohr-Stab darin. Darunter liegen schräg nach außen geneigte, leicht gebogene Doppeltunnel. Beim Original waren die Tunnel mit fein glattgeschliffenen Fischbeinstäben gefüllt. Weiterlesen

Veröffentlicht unter Biedermeiertracht, Trachtenmieder 2 | Verschlagwortet mit , , | Hinterlasse einen Kommentar

Neues vom Trachtenmieder

Anders als zuerst geplant, habe ich den Oberstoff samt untergelegtem Leinen zuerst auf die äußere der beiden Basislagen (d.h. der Lagen, zwischen die die Stäbe gelegt werden) geheftet und die Stickerei durch alle drei Lagen geführt. Das verlieh der Stickerei eine gewisse Stabilität, die für Stickerei über Kartonauflagen wichtig ist, damit sich nichts verzieht.
 
Danach wurde die innere Basislage aus altem, mittelfeinem und dicht gewebtem Bauernleinen aufgelegt und entlang der Kanten angeheftet. Dicht gewebt muß diese Lage sein, weil sie später mit Holzleim versteift werden wird und der Leim nicht bis auf die äußeren Schichten durchtriefen soll. Und da, wo gerade mal kein Leim ist, sollen die Enden der Peddig-Stäbe sich trotzdem nicht nach innen durchmendeln. Modernes Leinen ist dafür meistens nicht dicht genug.

Veröffentlicht unter Biedermeiertracht, Trachtenmieder 2 | Verschlagwortet mit , , | Hinterlasse einen Kommentar

Trachtenmieder, Fortsetzung

Wegen der Scheibenwelt-Mottoparty mußte das Mieder eine Weile zurückstehen. Inzwischen bin ich dabei, den „Fächer“ im Rücken zu machen. Der besteht aus je drei Schlingstich-Linien pro Seite, mit Abzweigungen in Plattstich, und am oberen Ende je drei Blättern mit Kartoneinlage. Das sind 18 Blätter, die ich heute ausgeschnitten und schwarz angemalt habe.

Rückenfächer

Rückenfächer

Veröffentlicht unter Biedermeiertracht, Trachtenmieder 2 | Verschlagwortet mit , , | Hinterlasse einen Kommentar

Nanny Ogg, Ende

Nun, die Party ist vorbei und das Kostüm hat die Feuertaufe überstanden – obwohl der Unterrock nicht mehr rechtzeitig auftauchte. Das karierte Futter kam bei allen, die es zu sehen bekamen, sehr gut an. Es ist jammerschade, daß gemusterte Futterstoffe heutzutags nicht mehr üblich sind. Auch wenn die Umwelt das Futter nie zu sehen bekommt: Allein etwas handwerklich gut gemachtes und schön gefüttertes anzuziehen bereitet Freude. Aber was gilt das schon in einer Zeit, da man angehalten wird, die Kleidung alle furznasen auszutauschen, weil sie nicht mehr „in“ ist?

Leider muß ich trotzdem noch ein paar Änderungen vornehmen, und das betrifft nicht nur den Überrock, den ich weggelassen habe, weil weder der Stoff noch die Zeit zum Drapieren reichte: Beim Kragen dachte ich, daß die beiden verwendeten Stoffe steif genug seien, um so einen popligen 2cm hohen Stehkragen aufrechtzuerhalten, aber das war ein Irrtum. Also muß ich den Kragen noch einmal öffnen und eine steifende Einlage anbringen. Gibt es etwas scheußlicheres als nachträglichere Änderungen, noch dazu die Art Kleinigkeiten, die man schon bei der Anfertigung gehaßt hat?

Es gibt zwar Fotos von meinem Nanny-Ogg-Kostüm, aber ich möchte sie nicht herzeigen, vor allem, weil es mit dem runtergeklappten Kragen saublöd aussieht.

Veröffentlicht unter 1880er schwarz | Hinterlasse einen Kommentar

Nanny Ogg, Fortsetzung

Gemäß einer Technik, die ich von einem erhaltenen Tournürenkleid abgekupfert hatte, habe ich alle Oberstoff-Schnitteile rechts auf rechts auf die Futter-Teile gelegt und knapp 5 mm von der Kante weg jeweils die Längsnähte und die Schulternähte zusammengenäht. Die habe ich kräftig auseinandergebügelt, dann die Teile umgedreht und die Kanten eingebügelt. Erst dann habe ich die jeweiligen Schnitteile aneinandergenäht. Auf diese Weise sind die Innennähte gleich versäubert.


Die Anprobe ergab, daß ich trotz der weggenähten 1 cm pro Naht (was vermutlich Göße 22 entspricht) nochmal ca. 2 cm an den Vorderkanten wegnehmen mußte. Da die schon rechts-auf-rechts zugenäht waren, mußte ich sie noch einmal öffnen. Das hasse ich so an Gründerzeitklamotte: Sie paßt nicht ohne Abstecken (wofür man jemanden mit Ahnung braucht), und selbst dann ist es reine Glückssache.

Veröffentlicht unter 1880er schwarz | Hinterlasse einen Kommentar

Nanny Ogg: Schwarzes 1880er Kleid

Das Trachtenmieder muß nun eine Weile warten, weil ich für eine Scheibenwelt-Mottoparty anfang Februar noch eine passende Klamotte brauche. Ich spiele Nanny Ogg, die als Hexe schwarz trägt, dazu rote Stiefel und eine spitzen Hut. Da ich bei einer Shrek-Mottoparty ein Gewand aus Pannesamt gemacht und den Stoff gehaßt hatte, habe ich beschlossen, diesmal etwas zu machen, das ich auch fürs Hobby brauchen kann. Schwarz ist im 18. Jh. eher nicht verbreitet, aber in meiner Zweitepoche, dem späten 19. Jh., ist es die Farbe für Festtagskleidung der Kleinbürger. Der Oberstoff ist schwarzer Ditte vom Elch.

Als Vorlage für das Oberteil benutzte ich #905 Front Closing Bodice von Past Patterns. Für den Rock hatte ich bereits den Four-gore Underskirt von Truly Victorian, der meines Erachtens für jeden Basisrock der Zeit geeignet ist. Von einem eventuellen Überrock (d.h. der zeittypischen Schürzendrapierung) glaube ich, daß ich das auch ohne Vorlage hinkriege.

Laut Maßtabelle für das Oberteil hätte ich Größe 26 ausschneiden müssen, die es nicht gibt. Ich nahm Größe 24 und gab bei allen Körper-Quermaßen ein paar Millimeter zu, während ich an Schulter, Armloch, Unterkante und am Ärmel 24 ausschnitt – schließlich bin ich breit, aber nicht groß (daher auch Nanny Ogg). Beim abstecken stellte sich heraus, daß ich mir die Mühe nicht hätte machen müssen: An allen Nähten mußte ich 1 cm wegnehmen. Größe 22 hätte locker gereicht, obwohl ich darunter nur mein relativ loses Arbeitskorsett trug.

Normalerweise muß man die Schnitteile nur auf den Stoff auflegen und drumherum schneiden, aber bei Taillen des 19. jh. stellen die Abnäher ein Problem dar: Schneidet man sie ganz aus, verzieht sich der Schnitt dort. Schneidet man sie gar nicht aus, muß man sie mit Kopierpapier durchradeln, und irgendwann ist das Papier so perforiert, daß es reißt. Meine Lösung ist, die Abnäher teilweise auszuschneiden: Das Dreieck oben wird weggeschnitten, dann bleibt ein Querbalken stehen, dann wird wieder etwas weggeschnitten, und ganz unten bleibt wieder ein Querbalken stehen. Auf diese Weite kann man den Abnäher anzeichnen und muß nur dort, wo die Querbalken sind, ein bißchen Augenmaß anwenden.

Ich habe zuerst alle Schnitteile auf den Oberstoff aufgezeichnet und ausgeschnitten. Dann erst konnte ich mich zu einem Futterstoff durchringen: einem karierten Baumwollstoff.
Um die Abnäher vom Oberstoff auf die Innenseite des Futters zu übertragen, steckte ich (senkrecht!) Nadeln alle 2-3 cm durch die angezeichnete Linie. Dann drehte ich das Schnitteil um und zog Linien von einer Nadel zur nächsten. Auch wenn diese Linien nicht allzu genau und glatt waren: Das Abstecken und endgültige Nähen glättete sie automatisch.

Veröffentlicht unter 1880er schwarz | Verschlagwortet mit , | Hinterlasse einen Kommentar

Trachtenmieder, die Dritte

Dank des ungewöhnlich hellen Novembers und des Weihnachtsurlaubs habe ich mittlwerweile das Rückenteil fertig und bin am zweiten Vorderteil. Zwischen den Jahren ging das schwarze Stickgarn aus, aber am 4.1. kam der Nachschub an. Die Papp-Unterlagen schwärze ich mittlerweile mit so etwas wie Edding, weil Tusche zu stark glänzt und eher grau als schwarz wirkt.

Rückenteil, darunter das Original

Rückenteil

Veröffentlicht unter Biedermeiertracht, Trachtenmieder 2 | Verschlagwortet mit , , | Hinterlasse einen Kommentar

Trachtenmieder 2a

Wie erwartet, geht es mit der Stickerei nur schleppend voran: Nur bei hellem Tageslicht kann ich sticken, d.h. an nicht allzu trüben Wochenenden. Reines Glück, daß es im November (!) davon mehrere gab.

Ein Vorderteil ist inzwischen fertig; nun bin ich an einer Hälfte des Rückenteils.
stick_detail2

Veröffentlicht unter Biedermeiertracht, Trachtenmieder 2 | Verschlagwortet mit , , | Hinterlasse einen Kommentar

Trachtenmieder, die Zweite

Das Trachtenmieder, das ich mal auf die Schnelle für eine Veranstaltung zusammengedengelt hatte (siehe Kategorie „Trachtenmieder 1„), mache ich jetzt endlich neu. Diesmal ist der Oberstoff schwarzer Wollsatin. Der war gar nicht leicht zu finden und – man glaubt es kaum bei einem eigentlich so einfachen Stoff – einer der teuersten, die ich je verarbeitet habe: 49 Euranten den Meter. Nur gut, daß ein halber Meter reicht! Vorlage
 
Das Problem mit dem ursprünglichen Mieder war, daß sich das Peddigrohr durch den Oberstoff (Leinen, Aina vom Elch) nach außen bohrte. Der Wollsatin ist in der Hinsicht bestimmt nicht besser. Deshsalb verarbeite ich ihn zusammen mit einem ganz besonders feinen, dicht gewebten Leinen als eine Lage. Da dünnes und gleichzeitig dichtes Leinen heute kaum noch produziert wird, ist die Unterlage aus altem Aussteuerleinen. Zusammen kommen diese beiden Lagen dann auf die zweilagige Basis mit den Stäben darin, und innen dann noch Futter – macht fünf Lagen. Allzu dick sollte also keiner der Stoffe sein. Deshalb werde ich vermutlich diesmal auf Rupfen verzichten und stattdessen Leinen für die innere Basislage nehmen.
 
Phase eins aber ist das besticken. Erst werden Wollsatin und Leinenlage über die ganze Fläche glatt aufeinandergeheftet, dann der erste Teil des Musters mit weißem Bunstift angezeichnet. Die Markierung verschwindet nicht gar so schnell wie Schneiderkreide, und natürlich lassen sich mit Bunstiften viel feinere Linien zeichnen. Trotzdem muß man immer ein Musterteil anzeichnen, nachsticken, dann erst das nächste anzeichnen usf., weil die Markierung bei der Handhabung allmählich blasser wird und endlich ganz verschwindet. Diese „magischen“ Stifte, die am Ende durch Feuchtigkeit wieder verschwinden, m´ßte es mal in Weiß geben. 😉
 
Die Vorlage ist dieses erhaltene Mieder. Die Stickerei ist in einer Art Perlgarn ausgeführt, nur viel dünner als das normale heutige Perlstickgarn – etwa so dick wie Knopflochseide. Ich verwende Soie Perlée von Au ver a Soie. Bis auf die Stengel sind alle Musterteile – stilisierte Rosenblüten und Blätter – mit Karton unterlegt. Einen knappen Millimeter dick sollte die Pappe sein, und da sie nicht hellgrau zwischen den schwarzen Plattstichen durchgrinsen soll, färbe ich sie vorher schwarz ein. Leider kann ich momentan kaum daran weiterarbeiten, weil Schwarz auf Schwarz wahnsinnig auf die Augen geht, sofern man nicht sehr, sehr viel Licht hat. Kunstlicht reicht da nicht.
 

Veröffentlicht unter Biedermeiertracht, Trachtenmieder 2 | Verschlagwortet mit , , | Hinterlasse einen Kommentar